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  • Naomi

Chroniken einer chronischen Helferin – Dien‘ ich schon oder helf‘ ich noch?

Ich bin eine sehr optimistische Person und es wäre für mich sehr natürlich diesen Artikel mit einer positiven und inspirierenden Message zu starten. Etwa „Wie ich lernte ein besserer Mensch zu sein“ oder „Freude im Überfluss“.


Stattdessen verrate ich euch ein nicht ganz so geheimes Geheimnis: Ich leide am Helfer Syndrom. Ich habe mich selbst diagnostiziert, aber die meisten Menschen in meinem Umfeld würden diese Aussage wohl bestätigen. Zitat meiner anonymisierten Mitbewohnerin: „Du musst aufpassen, dass du dich nicht selbst verlierst“. Danke Marei.


In diesem Artikel möchte ich euch helfen. Oh ja, da macht sich das Phänomen wieder bemerkbar. Ich formuliere es mal lieber so: In diesem Artikel möchte ich öffentlich darüber reden, wie ich versuche eine gesunde Definition für den Begriff „Dienen“ zu finden damit ich dieses Konzept gut in mein Leben einbauen kann - ohne selbst daran kaputt zu gehen. Dafür möchte ich heute ein paar Lektionen mit euch teilen, die ich gelernt habe und immer wieder lerne.


Ich vergesse mich selbst.


Anderen zu helfen scheint ja an sich eine gute Sache zu sein. Warum also betrachte ich es als ein Problem? Weil ich mich selbst immer wieder hintenanstelle und das erst dann merke, wenn mein Energietank bei null ist. Dann schaue ich mich um und frage mich: „Und wer hilft mir eigentlich, wenn es mir schlecht geht?“. Ich vergesse, dass ich nicht nur lebe, um die Bedürfnisse anderer zu erfüllen. Ich merke, dass ich für die Personen in mein Umfeld eine Freundin sein müsste, statt die Rolle einer Mutter oder einer Seelsorgerin einzunehmen. Wenn ich runterbreche, warum ich in meinem Leben immer wieder an diesen Punkt kam, dann muss ich leider zu geben, dass Stolz eine große Rolle gespielt hat. Und das bringt mich zum nächsten Punkt:


Was ist meine Motivation?


Wenn ich anderen helfe, dann mache ich das oft nicht nur aus Selbstlosigkeit heraus. Auch wenn ich das meistens denke. Nein. Manchmal gibt es mir das Gefühl, dass es mir gerade besser geht, weil ich hilfreichen Rat weitergebe. Manchmal ist eine Ablenkung von den Baustellen in meinem Leben. Und manchmal gibt mir das „gebraucht werden“ eine Daseinsbestätigung. Reflektierst Du oft, was Deine Motivation in Gesprächen ist?


Jahrelang hätte ich behauptet, dass ich kein Problem mit Stolz habe. Und plötzlich taucht dieses Wort auf und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Was mache ich in den Momenten? Ich schaue in die Bibel. Und die sagt einiges über dieses Thema:


„Wo Hochmut ist, da ist auch Schande; aber Weisheit ist bei den Demütigen“ (Sprüche 11:2 | LUT).


„Und er sprach: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. All dies Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein“ (Markus 7:20-23 | LUT).


Denn wir helfen anderen nicht, indem wir ihre Kämpfe übernehmen. Kinder werden nicht selbstständig, wenn man alles für sie übernimmt. Unsere Aufgabe ist es daher andere zu ermutigen und ihnen den Rücken zu stärken. Ihnen die richtigen Waffen zu zeigen und sie gegebenfalls zu trainieren. Aber lerne – und das sage ich gerade vor allem zu mir selbst – dass andere selbstständig mit ihren Herausforderungen umgehen können und müssen. Denn sie sollen auch ohne dich funktionieren können.


Die gesunde Balance zwischen Dienen und Helfen


Jetzt kenne ich das Problem, kann es schneller identifizieren und weiß, dass es Schaden mit sich bringt. Doch was ist die Lösung? Wie schaffe ich es Stolz zu umgehen und gesund zu dienen? Well, what would Jesus do?


„Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch zu den niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug“ (Römer 12:16 | LUT).


„Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen

(Epheser 2:8-10 | LUT).

„Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener“ (Markus 9:35 | LUT).

„Mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe“

(Epheser 4:12 | LUT).


Wenn ich diese Stellen lese, dann merke ich: Helfen bedeutet, dass eine starke Person einer schwachen Person hilft. Wenn ich jemandem helfe, dann ist in gewisser Weise sichtbar, dass ich in dieser Situation aus meiner Stärke heraus gebe. Dienen wiederum bedeutet, dass man eine Beziehung auf Augenhöhe hat. Man realisiert, dass man ein Stück von sich gibt und beide Personen dadurch wachsen können. Ich gebe in dem Fall nicht ein Stück aus meinem Überfluss und auch nicht ein Stück meiner Gaben – ich gebe ein Stück von mir. Danach fehlt mir nichts und ich erwarte nichts zurück.


Wir wurden erschaffen um zu dienen und wir haben Jesus als perfektes Beispiel für Dienerschaft. Deshalb möchte ich dich ermutigen aufzuhören aus deiner eigenen Kraft heraus oder mit einer falschen Herzenseinstellung zu geben. Lass dich von Gott leiten damit du nicht nur Seinen Auftrag sondern auch Seinen Willen erfüllst.

Daher möchte ich Dir folgendes mitgeben:


Wir alle haben keine Ahnung, was wir mit unserem Leben genau machen sollen. Warum? Weil wir für eine andere Welt gemacht wurden. Weil wir für Ihn leben, nicht für uns. Mach‘ Fehler und lerne daraus. Bleibe neugierig, sei bereit von anderen zu lernen und höre zu, statt selbst zu sprechen. Nehme dich nicht zu ernst, lache über dich selbst und stehe authentisch zu deinen Schwächen und deinen Stärken.

Und sei die erste Person auf der Tanzfläche!

Ich fände es echt spannend zu hören, wie es dir mit dem Thema geht! Bin ich die einzige, die diese Lektionen lernen muss? Kämpfst du vielleicht eher mit dem Gegenteil? So oder so, lass uns gemeinsam lernen und wachsen.

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